Beginnen wir mal mit dem Bandnamen: Theodor Shitstorm – was für ein wahnsinnig gutes Wortspiel! Der bekannte Autor des deutschen Realismus („Der Schimmelreiter“) wird hier mit einem leider omnipräsenten Begriff unserer Zeit verwoben. Und das nicht ohne Grund, wie die Band erklärt:
Der Shitstorm steht natürlich auch für „Auf die Fresse“ und dafür, dass wir keine Gefangenen machen wollen in den Songs. Auf der anderen Seite steckt mit Theodor Storm natürlich auch die Tradition deutscher Literatur im Namen, die sowohl eine Erzähltradition, als auch die Tradition eines innigen Empfindens, einer romantischen Seele sozusagen, ist.
Und wer steckt nun hinter Theodor Shitstorm? Da wäre zum einen Desiree Klaeukens. Die gebürtige Duisburgerin machte zunächst eine Ausbildung zur Kfz-Mechanikerin, trug später Post aus, zog nach Berlin und entschied sich irgendwann, nur noch Musik zu machen. Bekannte Singer-Songwriter wie Gisbert zu Knyphausen, Francesco Wilking und Niels Frevert zählen zu ihren größten Fans. Letztgenannter produzierte mit ihr zusammen das Debütalbum „Wenn die Nacht den Tag verdeckt“, welches im Januar 2014 beim geschmackssicheren Hamburger Label Tapete Records erschien.
Der Zweite im Bunde ist Dietrich Brüggemann. Im Gegensatz zu Klaeukens trat der Münchner bis dato nur bedingt musikalisch in Erscheinung. Von 2000 bis 2006 studierte er Filmregie an der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam und hat seither ein halbes Dutzend an abendfüllenden Streifen gedreht. Für den Film „Kreuzweg“ erhielt er 2014 den Silbernen Bären der Berlinale für das beste Drehbuch, das er zusammen mit seiner Schwester Anna Brüggemann schrieb. Auch bei Musikvideos von z.B. Judith Holofernes, Adam Angst und Thees Uhlmann führte Brüggemann Regie.
Das Thema Musikvideos führte die beiden Wahl-Berliner schließlich zusammen. Brüggemann veranstaltet immer wieder einen Abend, an dem Musikvideos gezeigt werden. Und da kam Klaeukens vor ein paar Jahren mal mit einem Video vorbei. Die beiden freundeten sich an, er besetzte sie in zwei seiner Filme und irgendwann hatten sie die Schnapsidee, sich einfach ins Auto zu setzen, nach Serbien zu fahren und Songs zu schreiben. Das Produkt dieses spontanen Roadtrips heißt „Sie werden dich lieben“ und hat am 28. September über das Label Staatsakt das Licht der Welt erblickt.
Unser Titel der Woche „Rock’n’Roll“ spielt gekonnt mit den Erwartungen und Ansprüchen, die von außen an uns herangetragen werden. Brüggemann ergänzt:
In „Rock’n’Roll“ geht’s außerdem um die Seligpreisungen der Popkultur. Party, Selbstzerstörung und endlose Nacht werden ja immer wieder gefeiert und wir haben das auf eine comic-hafte Art überdreht. Die Skepsis gegenüber diesen Ratschlägen bleibt aber natürlich erhalten.
Titel: Rock’n’Roll
Interpret: Theodor Shitstorm
Album: Sie werden dich lieben