Macht und Sex, gefährdete Beziehungen und Tod ziehen sich als Themen durch das Album, der ersten Veröffentlichung seit drei Jahren. Die Songs auf Masseduction sind ein Wirbel aus Gitarren, Piano, Synths, Streichern und aufgebrachten Drum Beats. Auch in Los Ageless verbindet sie sowohl instrumental als auch textlich ihre weitreichenden musikalischen Einflüsse und persönlichen Erfahrungen. Entstanden ist eine Symbiose aus ein bisschen Indie-Rock, ein bisschen Electronica und klugen Lyrics, die den Stoff an der Naht zusammenhalten.
St. Vincent, mit bürgerlichem Namen Annie Clarke, ist zeitkritisch, geht aber auch mit sich selbst hart ins Gericht.
Du machst einfach ein besseres Album als beim letzten Mal. Und als ich mit diesem anfing, habe ich nicht an die Erwartungen gedacht. Aber ich habe mehr Zeit investiert, als in jedes andere – um sicherzustellen, dass die Songs hieb- und stichfest sind. Das erreicht man, indem man seine gesamte Energie in die Kunst steckt. Mit ein bisschen Glück folgt der Rest.
Vielleicht kann sie auch gerade deshalb ein von der ihr viel kritisierten Welt realistisches Bild schaffen, ohne den symbolischen Zeigefinger zu schwingen. Sie übt Kritik am amerikanischen Gesundheitssystem, an Hollywoods Jugend- und Schönheitswahn oder an der beinahe beängstigenden Promikultur. In unserem Titel der Woche „Los Ageless“ setzt St. Vincent auch genau das in die Tat um: Die schillernde Welt Hollywoods als Monster dargestellt, welches Suchende verschlingt wie Wellen am Strand:
In Los Ageless, the waves they never break // They build and build until you don’t have no escape // But how can I leave? // I just follow my hood to the sea, go to sleep […]
Fast zwei Jahre hat Annie Clarke in das neue Album investiert und dabei ein beinahe asketisches Dasein geführt. Mit Los Ageless begeht sie also eine Art öffentliche Selbsttherapie, unterlegt mit einer spannenden Symbiose aus Electronica und Indie-Rock, aus sphärischen Sequenzern und Beats sowie kantigen Gitarrenriffs, die Ms. Clarke dauerhaft zu entfremden weiß. St. Vincent lässt sich auch mit unserem Titel der Woche in kein Genre einordnen, kennt die soghafte Wirkung einer alterslosen Welt und behält trotzdessen einen kühlen Kopf.
Die weiteren Titel unserer Heavy Rotation der KW 43/17
- Charlotte Gainsbourg – Deadly Valentine
- Haiyti – 100.000 Fans
- DIVES – Shrimp
- Self Esteem – Your Wife