Im Song richten sich die Schrottgrenze an „alle Boys und Girls und alle in between“, also frei vom Denken in den Grenzen des traditionellen Geschlechtersystems. Sänger Alex Tsitsigias – aus dem, wann immer ihm es beliebt, Saskia Lavaux wird (oder umgekehrt? Egal!) – gibt seine Stimme für Mut, Unsicherheit, Uneindeutigkeit und vor allem Freiheit. Weil Abweichungen von einer Norm auch heute noch häufig Akzeptanz suchen müssen, verpackt das Lied starke Lyrics in wohlklingenden Indie-Pop. Die Hamburger liefern somit eine Appell gegen bestehende Schranken im Kopf, für bunte Vielfältigkeit und Toleranz – ja, vielleicht sogar für mehr gesellschaftliche Gleichgültigkeit. In diesem Sinne: Lieb doch einfach wen Du willst.
Schrottgrenze gründeten sich bereits 1994 und beglückten uns seither mit sechs Studioalben bevor sich die Band 2010 auflöste. Umso erfreulicher die Nachricht über die Wiedervereinigung von Alex, Timo, Hauke und Benni vergangenes Jahr. Im Sommer 2016 entstand das erste queere Power-Pop/Punk-Album. Auf „Glitzer auf Beton“ sind zwölf Titel zwischen mitreißendem Indierock und umwerfendem Pop über die bunten Seiten Hamburgs. Die Textzeile „Das ist so viel größer, als dieses Lied, das ist viel zu groß für nur einen Beat“ aus unserem Titel der Woche spiegelt auch die Herausforderung der Band wider, eine Form zu finden, komplexe Themen in Popsongs einzubinden. Und großer Pop entsteht, wenn dies in der Musik und im Text passiert. Chapeau, Schrottgrenze!