Whiskeyrap mit tiefgreifenden Texten und viel Eigeninitiative.

Interview mit Prezident

Guter Rap braucht kein Label. Am 8. April bringt der Wuppertaler Whiskeyrapper Prezident sein neuestes Werk „Limbus“ heraus. Im Vorfeld haben wir uns mit dem Rapper über genau dieses unterhalten.

                                                                                                                                             Foto: Katharina Hertle

LOHRO: Schon häufiger wurdest du als Literat unter den Rappern gehandelt und auch auf Limbus finden sich wieder zahlreiche Referenzen zu literatur- und existenzphilosophischen Themen, aber auch theologische Motive werden deinen Hörern präsentiert: Limbus (lat. für ‚Rand‘, ‚Saum‘, ‚Umgrenzung‘) bezeichnet in der katholischen Theologie zwei Orte am Rande der Hölle, an dem sich Seelen aufhalten, die ohne eigenes Verschulden vom Himmel ausgeschlossen sind.
Wie kam es zu diesem Albumtitel?
Prezident: „Limbus“ greift das Bild von Dante Alighieri (Dichter und Philosoph italienischer Sprache) auf, wo dieser die Vorhölle beschreibt. Bei ihm ist es aber ein Ort der mittelmäßigen Seelen, wohingegen das Problem der katholischen Kirche etwas existenzieller ist. Bei Dante sind es die Zauderer oder auch die Engel, die während des Höllensturzes Luzifers und dem Aufstand der Engel neutral geblieben sind. Genau das schien mir ein schönes Bild, weswegen ich es aufgegriffen habe, um eine Art Neuauflage der göttlichen Komödie zu verfassen.

Im Prinzip ist meist erst der Beat da und dann irgendwann die Textidee.

LOHRO: Wie läuft bei dir der Schreibprozess ab? Benutzt du fertige Beats und lässt dich inspirieren oder arbeitest du mit schon fertiggestellten Texten?
Prezident: Das ist immer unterschiedlich. Bei dem Album habe ich vorallem versucht über die musikalische Seite mehr zu machen. Deswegen entstand es eher wechselseitig. Das war dann auch eine Umstellung für mich, da die Beats von den Kamikazes (Rapper, sowie Produzenten aus Wuppertal) und auch von JayBaez (HipHop-Produzent ebenfalls aus Wuppertal) erst einmal recht schrottig klangen (als ich eine erste Version bekam). Vorallem bei den Kamikazes hat man erst Skizzen, an die man sich dann gewöhnen muss. Im Prinzip ist meist erst der Beat da und dann irgendwann die Textidee. Oder die Textidee war schon da, aber mit dem Beat ergibt dann auf einmal alles einen Sinn.

LOHRO: Bei deinem neuen Werk „Limbus“ bastelt zu 2/3 JayBaez die Beats, drei kommen von den Kamikazes, die auch wieder ein Feature auf dem Album haben und einmal hast du selbst an den Reglern gesessen. Wie lief die Auswahl der Beats ab und warum hört man nichts von Epic Infantry auf dem neuen Album, der sonst immer für die Sounds verantwortlich war?
Prezident: Ich habe mir nach dem letzten Album gedacht, dass man mehr in den Beats machen müsste. Bei Epic Infantry war es so, dass durch die Art und Weise wie er produziert hat, die Beats schon immer sehr festgelegt waren. Diese waren sehr gut und darauf konnte man dann auch rappen, aber im Endeffekt nicht mehr so viel machen. Bei „Limbus“ war es mir dann im Kontrast zu „Kunst ist eine besitzergreifende Geliebte“ wichtig, mehr in die Beats zu gehen und mehr Variationen reinzubringen, um so den Rap besser anpassen zu können. Da war dann JayBaez eher der Mann für.

LOHRO: Auf dem neuen Album gibt es auch ein Feature mit Absztrakkt. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Prezident: Ich fand die Beats passend und hatte ihn deswegen angefragt. Beim Track „Menschenpyramiden“ hatte es damals leider nicht geklappt, was im Nachhinein gar nicht so schlimm war. Jetzt hatte ich ihn nochmal angefragt und nach anfänglichen Zögern, hat er dann doch ziemlich schnell einen Part abgeliefert. Auf alle Fälle feier ich diesen Part sehr.

LOHRO: Du bist ein sehr eigenständiger Künstler. Das sieht man allein daran, dass du ohne ein großes Label im Rücken unterwegs bist und Dinge wie z.B. Merchandise selbst erledigst. Warum ist das so?
Prezident: Bis heute hatte ich noch kein wirklich attraktives Angebot eines Labels oder einer Booking-Agentur. Deshalb mach ich alles selber. Warum das allerdings so ist, weiß ich selber nicht. Nachdem ich das jetzt aber gute 15 Jahre allein gestemmt habe, komme ich ziemlich gut alleine zurecht. Ehrlich gesagt gibt es mir in der Hinsicht aber nicht allzu viel abzunehmen.

12640291_1038585569537140_9200863474463954058_o

LOHRO: Deine Musik wird als „Whiskeyrap“ bezeichnet. Was ist deiner Meinung nach der beste Whiskey?
Prezident: Es gibt ja das sogenannte „Whiskey-Experten-Kennertum“. Das wird meist ziemlich schnell affig wie ich finde. Ich bin selber kein Luxus-Whiskey-Trinker, aber den ‚Woodford Reserve‘ finde ich ziemlich gut. Deshalb werde ich mir davon weitere Flaschen kaufen mit dem ‚Limbus-Money‘. Inschallah.

 

 

 

 

Interview vom 23.März 2016

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.