Starke Statements kennt man von Noga Erez. Bereits auf ihrem letzten Album „Off the Radar“ (2017) befasste sie sich mit Themen, die sie beschäftigten – sie sang und rappte von dem Gefühl, die Kontrolle über die Lebensumstände zu verlieren, von Ungerechtigkeit und Ohnmacht in einer männlich geprägten Gesellschaft und von der um sich greifenden Sorge ohne öffentliche Aufmerksamkeit in Anonymität zu versinken.
Auch mit ihrer neuen Single möchte die Künstlerin aus Tel Aviv wieder inspirieren und zwar zu einer Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit. Im Raum steht dabei eine große Frage: Was erwartet uns am Ende des Weges? Erez’ Antwort darauf ist ihr Titel „End of the Road“ – auch wenn sie im Refrain des Songtextes klar macht, dass sie eben diese Antwort nicht geben kann: „I don’t know what really, really happens at the end of the road“.
Erez selbst sagt zu ihrem Titel und dem dazugehörigen Musikvideo, in dem sie vor Publikum auf einem unendlichen Laufband vorwärtsgeht:
„Mit einem Lächeln auf das Unbekannte zugehen. Das ist es, worum es in diesem Video gehen sollte. Dabei ist der Song tatsächlich eher eine weitere Feier unserer Sterblichkeit. Nichts in diesem Leben ist so, wie es vorhergesagt wurde, also warum sollte ich mich davor fürchten? Ich wollte die Menschen dazu inspirieren, einen Blick auf das magische Potenzial der unbekannten Natur des Lebens zu werfen. Ich glaube, dass die Beziehung zu dem, was jenseits unserer Kontrolle liegt, geändert werden muss. Die Angst davor kann zur Vorfreude werden. Das Video zeigt nicht eine rein optimistische Reise. Es zeigt eine komplexe. Die Schönheit, in einem Moment völlig unschuldig zu sein, von kämpferisch zu verletzlich und dann in Kontrolle. Das entspricht der Reise, die wir alle durchmachen, und was dieses Video für mich repräsentiert.
Was zunächst wie eine Ode an die Vergänglichkeit wirkt, kann also als Plädoyer für das Leben verstanden werden. Lebensbejahend wirken auch die unglaublich eingängigen Synthesizer-Melodien und die zum Tanzen animierenden Beats. Das ist ganz typisch für Erez Musik – catchy, frisch, verliebt in deftige Bässe und treffende Beats – das sind Labels, die man dem Noga Erez-Sound anheften möchte.
Mit von der Partie bei „End of the Road“ wie auch auf dem im März erscheinenden Album „Kids“ ist ihr Partner-in-Sound Ori Rousso. Mit ihm gemeinsam entstanden bereits die seit letztem Jahr erscheinenden Vorab-Singles für die künftige LP. „YOU SO DONE“ ist ein Titel über eine toxische Liebe, „NO News on TV“, ein Lockdown-Song und schließlich „VIEWS“, der unseren Hörer*innen bereits seit der LOHROtation von Mitte April des letzten Jahres (KW 16/2020) bekannt sein dürfte, als der Track in hoher Frequenz bei LOHRO gespielt wurde.
Am Anfang ihrer musikalischen Karriere widmete sich Erez noch dem Jazz, bevor sie sich der elektronischen Musik zuwandt. Mit Veröffentlichung ihrer Single „Dance While You Shoot“ erhielt sie dann viel öffentliche Aufmerksamkeit. Inspiration für ihre Musik, die sich zwischen Elektro-Pop, Hip Hop und Alternative einordnen lässt, sind die Künstlerinnen Björk, M.I.A. und FKA twigs sowie die Künstler Flying Lotus, Kendrick Lamar und Frank Ocean. Voller Neugier darf man nun das kommende Album „Kids“ erwarten, das Erez und Rousso im Laufe der letzten zwei Jahre produzierten und das auf dem Berliner Label City Slang erscheinen wird.
Go on, Noga, möchte man der Sängerin und Songwriterin zurufen, wir sind gespannt, was du zukünftig auf den Weg bringen wirst.
Titel: End of the Road
Interpret: Noga Erez
Album: Kids (VÖ: 26.03.2021)
Label: City Slang
Die weiteren Titel unserer Heavy Rotation in der KW 04/21
- The Kiffness – Ievan Polkka (feat. Bilal Göregen) [Club Remix]
- Ben Harper – Black Beauty
- Doul – Howl
- Kreisky – Kilometerweit Weizen
LOHROtation
Den Beitrag zu allen fünf Songs der LOHROtation könnt ihr in der LOHRO-Mediathek nachhören.