Klaus Urban stand im Sendehaus in der FRIEDA 23 häufiger mal spontan in den Redaktionsräumen. Er hörte zu, wenn neue Mitmacher:innen zum ersten Mal moderierten und gab ihnen Feedback. Er zeigte überraschten Redakteur:innen ungefragt Videos seiner letzten Interviews. Er gab jeden Montag lokale Themen in die Redaktionsrunde. Er war bei allen Grillfesten dabei und dokumentierte sie. Er moderierte regelmäßig die LOHRO-Nachmittagssendung Homerun und rauchte hastig in den Moderationspausen. Klaus vermittelte Kontakte zu Gesprächspartner:innen an die Tagesredaktion und initiierte eigene Sendereihen wie das Senior:innen-Format Horizonte. Er gab Moderationsworkshops in den LOHRO-Senderäumen und half Mitmacher:innen bei Sendetechnik- oder Audioschnitt-Fragen. Er gestaltete in Kooperation mit dem EIZ Rostock die Sendereihe Europa Channel. Aber vor allem war Klaus Urban ein lautes Rädchen im Radiogetriebe: Klaus war Rufer des Radiogeistes und blieb bis zuletzt Radioenthusiast der ersten Sendestunde.
Kein Wunder: Er stieg – anders als viele LOHRO-Mitmacher:innen – schon als Radioprofi bei Radio LOHRO ein. Er hatte als Kind an Radiogeräten herumexperimentiert, später technische Elektronik studiert und zu DDR-Zeiten als Wartungsingenieur gearbeitet. Mit der Vereinigung Deutschlands gelang ihm der Sprung ins Radio – zunächst als Nachrichtensprecher und Moderator bei der DDR-Ferienwelle, dann als Musikredakteur bei Radio MV in Schwerin. Als am 1. Juni 1995 das Programm des Privatsenders Ostseewelle startete, stand Klaus als Erster hinterm Mikrofon. Als viele Jahre später das nichtkommerzielle Lokalradio LOHRO auf Sendung ging, war Klaus sofort an Bord: Er hatte seine Radiofamilie gefunden.
Bevor LOHRO am 1. Juli 2005 den 24/7-Dauerbetrieb aufnahm, hatten die Initiator:innen 2003 im Rahmen der Hanse Sail schon ein zweiwöchiges Sende-Experiment erfolgreich bewerkstelligt – natürlich mit Klaus. Im LOHRO-Kreis tummelten sich Menschen, die seine Leidenschaft fürs Radiomachen teilten: Entertain-Persönlichkeiten mit Sendungsbewusstsein, Audio-Techniker:innen mit gelassenem Humor, Studierende mit wichtigen Botschaften, lautstarke Quälgeister und stille Gemeinschafts-Genießer:innen, Projektkoordinator:innen mit Know-how und Radiofans mit eisernem Sendewillen. Radio LOHRO wurde sein zweites Zuhause. In der Mäggi, dem alten Sendehaus am Margaretenplatz, vermittelte Klaus sein Wissen an Radiolaien und genoss die vom Sendeplan bestimmte Atmosphäre. Hier traf er Radiointeressierte, wann immer er kam. Hier half er ihnen dabei, ihrer Stimme eine Öffentlichkeit zu geben – und zwar so, dass sie auch gehört werden würden. Er prägte das Lokalradio Rostock mit seiner Stimme und seiner Persönlichkeit.
Klaus begriff von Anfang an, wie Radio LOHRO funktionierte: nur mit Leidenschaft. Wer hier mitmachte, den lockte nicht die Magie des Geldes, sondern der Zauber des Mikrofons. Was sollten Rostocker:innen unbedingt wissen? Wie werden Geschichten kompetent transportiert? Welche Regeln hat eine Sendestunde? Und warum sollte man hinterm Mikro lächeln, obwohl man kein Gesicht zeigt? Im Sendehaus in der Mäggi lebte Klaus seine Berufung als Radiomacher und -mentor. Und er hielt auch an LOHRO fest, als der Sender sich mit seinem Umzug in die FRIEDA 23 veränderte: Er stand auf der Matte, obwohl die Gesichter fremder wurden. Er moderierte den Homerun, auch wenn er der letzte Anwesende in der Tagesredaktion war. Er lachte mit den Bundesfreiwilligen, obwohl er die nachlassende Radioleidenschaft monierte. Er produzierte weiter Radiobeiträge, obwohl er die Liebe zum Radiomachen bei so vielen Mitmacher:innen vermisste. Er hörte die Persönlichkeit hinterm Mikro und sah das Wesen vieler Mitmacher:innen sehr genau. Er mahnte häufig und verdross Gemüter. Er war herzlich und genoss das Zusammensein mit Menschen, die ihn schätzten. Seine Beiträge bereicherten das Programm und die Gemeinschaft. Er lenkte den Fokus immer wieder zum Radio. Er war mittendrin und nicht wegzudenken.
Als Klaus krank wurde, waren wir an seiner Seite. Als er starb, weinten wir. So wie es in Familien eben ist. Wir trauern um Dich, Klaus: Abschied ist wahrlich ein scharfes Schwert.
Für Radio LOHRO, Kristin Schröder
Die Urnenbeisetzung findet am Montag, 9. Dezember 2024 um 13:00 Uhr im RuheForst Rostocker Heide statt. Fragen und Anregungen zu Trauer- und Gedenkfeier zu Ehren von Klaus bitte per E-Mail an Frau Kristin Schröder.
Es gibt so Menschen, die so sehr zur Stadtgeschichte und -Kultur gehören, dass man gar nicht glauben kann, wenn sie nicht mehr da sind. Klaus war und ist so ein Grundstein von LOHRO.
Als ich damals (lang ist es her) als Studentin bei LOHRO gearbeitet habe, war er ein unglaublich geduldiger, guter und vor allem erfahrener Lehrer und hat mir so viel übers Moderieren beigebracht (z.B. auch, dass eine Panne kein Weltuntergang ist – das versendet sich, sagt man da). Er hat LOHRO dabei geholfen, trotz chaotischer Marke Eigenbau immer auch ein hohes Level Professionalität zu liefern, man hat ihm die langjährige Berufserfahrung einfach angehört und das hat Spaß gemacht.
Mein großes Beileid an Freunde und Familie. Die richtigen Worte gibt es nicht, den Verlust zu beschreiben.
Lieber Klaus,
das mit dem Leben ist wirklich nicht einfach… und am Ende leider immer endlich. Wir hatten wirklich gute Gespräche über die Jahre. Leider viel zu wenige.
Dein Radio war und ist auch meins.
Dann senden wir irgendwann da oben weiter.
DDR RADIO FERIENWELLE SENDER HRO
NDR MV
OSTSEEWELLE
LOHRO
DIE RADIOSTIMME
Mein Mentor, Kritiker, Kollege und Vorbild.
Ruhe in Frieden
Eine Ikone in der Moderation über Jahrzehnte. Ich habe mich gefreut, als er für LOHRO auf Sendung ging.
Im Rechenzentrum Schiffbau hat er den Russenrechner BESM-6 mit uns fit gehalten, mitgebaut an Interfaces zur Control Data Rechnern. Wir haben gerne mit ihm zusammengearbeitet. Jetzt hat er sich einfach vorgedrängelt😪