Ein Name mit biblischer Reminiszenz
Naâman – ein Künstlername mit biblischem Hintergrund und diesen hat sich Martin Mussard – wie der Reggae-Künstler mit bürgerlichem Namen heißt – auch bewusst so ausgesucht. Ein wenig Hintergrund: Im Alten Testament wird die Geschichte eines stolzen und erfolgreichen syrischen Feldherrn namens Naaman erzählt. Naamans größte Not war seine Lepra-Erkrankung, von der er lange nicht geheilt werden konnte. Er musste erst Demut erlernen, um schließlich von seinem Aussatz erlöst zu werden. Der Künstler Naâman findet Inspiration in dieser Geschichte, doch als religiös würde er sich deshalb nicht bezeichnen. Zwar seien seine Eltern gläubig – wenn auch heute weniger als in seiner Kindheit –, aber Naâman selbst beschreibt sich eher als Spiritualist, als Freigeist. Freiheit sei ihm wichtig, denn auch wenn Religionen seiner Meinung nach ihre interessanten Seiten haben können, so glaubt er fest daran, dass die Freiheit von jeglichen Glaubenszwängen der direkte Weg zu Gott sei.
Freiheit und Liebe als Leitmotive in Naâmans Songs
„Freedom is much deeper than what we think when we say freedom“, meint Naâman. Das Leben nehmen, wie es ist; nicht zu viel nachdenken und sich freimachen von äußeren Erwartungshaltungen und Zwängen: Das ist für Naâman die zentrale Antwort auf die Frage, was Freiheit für ihn bedeutet. Auch in seinen Songs spielen Freiheit und vor allem Liebe eine große Rolle. Beide Motive vereinen sich in Songs wie Own Yourself, wo es vor allem darum geht, den eigenen Wert nicht von anderen abhängig zu machen, sondern sich selbst zu lieben und zu akzeptieren. Nur wer zur Selbstliebe fähig sei, könne am Ende auch die Liebe an andere weitergeben – so die zentrale Botschaft von Own Yourself. Sich selbst zu finden und mit sich im Reinen zu sein, das ist ein wichtiges Thema, das Naâman antreibt. All seine Texte seien, so betont er, persönlich und basieren auf eigenen Lebenserfahrungen und Beobachtungen aus dem nahen Umfeld.
Reggae aber nicht Rastafari
Die aktuelle politische Lage in Frankreich lässt auch Naâman nicht kalt. Das bekräftigt er häufig in Interviews. In seinen Songs lassen sich ebenfalls Spuren der aktuellen gesellschaftlichen Lage wiederfinden. Dabei nutzt der Sänger häufig die für die Rastafari-Kultur stereotypen Referenzen zu „Babylon“ als Ort des moralischen Verfalls und animiert zur Resistance. Gemeint ist in diesem Fall vor allem der Widerstand gegen den Kapitalismus, korrupte Regierungen und der damit einhergehenden gesellschaftlichen Ungerechtigkeit. Trotz dieser und weiterer Bezüge zum Rastafari, sagt Naâman jedoch selbst, dass er kein Anhänger des Rastafari sei. Auch positioniert er sich klar gegen Homophobie und Sexismus – Themen, die im Rastafari lange Zeit präsent waren und zum Teil immer noch sind. Klar, keine Kultur ist monolithisch und nicht jede*r folgt etwaigen veralteten Auffassungen. Naâman selbst nimmt diesbezüglich in der jamaikanischen Rastafari-Kultur aber auch einen Fortschritt wahr und versucht selbst mit seinen Songs, einen Beitrag gegen Homophobie und Sexismus zu leisten. Das habe ihn damals mitunter dazu bewegt, Musik zu machen.
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Naâmans aktuelle Platte heißt „A Live Story“ und wurde im Mai 2019 veröffentlicht. Es ist das erste Live-Album des Reggae-Künstlers und dafür wurden etwa 80 Konzerte im Vorfeld aufgenommen. Darauf finden sich diverse Hits des Künstlers. Darunter „Own Yourself“ sowie „I’m Alright“.