MC Bombers Einschlag in Rostock

Kulturelles Chaos & ein Underground MC

Der Bomber der Herzen, Bombi oder einfach Max kommt aus Berlin-Prenzlauer Berg, ist Sohn eines Rostockers und einer Hauptstädterin, Künstler und Provokateur. Im November war er im MAU Club. Mitgebracht hat er sein neues Mixtape, das „P-Berg Battletape 4“ und sein Album „Predigt“.

In der Musikredaktion bei LOHRO arbeiten, das war eigentlich mein Wunsch. Kurz und knapp: hat nicht geklappt, nun sitz ich im Tag (Tagesredaktion). Mein Fable für die Hip Hop Kultur und insbesondere Rapmusik ist dadurch aber nicht geschrumpft. Als MC Bomber auf dem Weg nach Rostock war, habe ich mich kurzerhand entschlossen den Musikredakteuren ihre Arbeit zu stehelen. Also war ich für LOHRO am Start und habe mich mit dem selbsternannten P-Berg Ajatollah unterhalten.

Beim MAU Club angekommen, ist die Stimmung freudig, aber ruhig. Verschiedene Grüppchen lungern vor der Clubtür rum, Basecaptragende Anfang 20er, alt eingesessene Hip Hop Liebhaber, jüngere Semester die neugierig sind. Bis her scheint MC Bomber die Geister zu einen,  die Vorfreude steigt.

 

„Ich fin­de Realness nicht so wich­tig“

„Ich fin­de Realness nicht so wich­tig“ sagte der 24 Jährige Mitte des Jahres in einem Interview mit dem Magazin MZEE. Damit kehrt er dem traditionell  immer auf Autenthizität bedachten Rapgefüge den Rücken zu. Wüster Beschimpfungs-, Alkoholiker- und Pornorap – so Bezeichnen die meisten seine Musik. Inhalte, die die Leute schockieren, die auf keinen Fall gesellschaftskonform sind und sich Thematisch oft im berliner Nachtleben befinden, outen MC Bomber als hedonistischen Nihilisten (Eine person die positive Werte ablehnt).

Eine gefühlte Ewigkeit vergeht bis sich endlich jemand auf die Bühne wagt, der Support heizt den jetzt gut gefüllten MAU Club an. Aus Rostock mit dabei ist Menia und aus Berlin Shacke One, beide geben richtig Gas. Letzterer, sich selbst als „denn Boss von der Panke“ bezeichnend rappt schon seit jeher an Max’s Seite. Mit dem Free Download Mixtape „Nordachse“  landeten die Beiden 2014 einen richtigen Untergrund Knaller.
Menia fährt als lokal Support ein richtiges Heimspiel, allerdings ist auch der Bomber der Herzen ortskundig und freut sich auf sein Publikum.

 

 

 

 

Kultur ist Überforderung

Die Hauptperson des Abends betritt endlich die Bühne, der Saal tobt. Erstaunlicherweise ist das Publikum enorm gelassen, niemand drängelt, keiner pöbelt rum. Bei dem Künstler könnte man sicherlich anderes Erwarten, umso mehr freut mich die entspannte Stimmung.
Mit dem Handtuch um den Hals wie ein Bademeister besteigt er die Bühne. Sein Auftreten ist bewusst prollig, die Arme fuchteln im Takt und irgendwie hat das ganze etwas von einem kurios inszenierten Vortrag. „Predigt“ heißt schließlich das Album, was drauf steht ist definitiv drin. Vor dem betreten der Bühne machte der Rapper allerdings noch einen anderen Eindruck, der vierte Tag einer Tour sei immer Kritisch und dazu gehöre auch eine gute Portion Aufregung, erzählte er. Diese merkt man ihm nun auf der Bühne kaum an, schließlich ist er auch schon ganze 3 Jahre Rapkulturschaffender.
Kultur ist jedoch ein schwieriger Begriff, „wer Hochkultur schaffen will muss gegen die Kultur Kämpfen“  sagt MC Bomber in einem Track auf dem neuen Album.

 

 

 

Da ist der Künstler auf dem Vormarsch, denn sein subkultureller Hip Hop Ursprung liegt beim Graffitti.“Bombing“ bedeutet im Graffiti Jargon ein schnelles, auf Quantität ausgerichtetes Bild. Darunter zählen zum Beispiel auch „Tags“, flotte schriftzüge des eigenen Künstlernamens oder der „Crew“ – einem Malerverbund in dem sich ein Graffiti Künstler aufhält. Daher rührt vermutlich auch der name des MC. Die unkonventionelle Haltung in der Musik und das  „rumschmieren“  im öffentlichen Raum sind Beweis genug dafür, dass Bombi sein Wort hält und der Kultur den Kampf ansagt.


Zum Ende hin wurde es im Konzerthaus noch einmal richtig schnell, ein Drum and Bass Track lief, MCB rappte drüber. Bei schnelleren nummern kann auch ein Hip Hop Auditorium schonmal anfangen zu Pogen. Für mich der schönste Moment des Konzertes und der Beweis das auch Rapkultur sich genreübergreifend entwickelt.

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