Zu unserer 10-jährigen Geburtstagssause ist die fünfköpfige Combo aus Rostock natürlich mit am Start. Anlässlich dessen spielen U.Bird zusammen mit The Undead Blues, Rabby ’n‘ Bosmus, DIAS und KRACH ab 20 Uhr live im MAU. Mit U.Bird-Drummer Moritz haben wir ’nen kleinen Schnack gehalten.
LOHRO-Redaktion: Moritz, als Teil der Musikreaktion bist du quasi ein Teil von LOHRO. Was verbindet ihr als Band mit uns?
Moritz: LOHRO, als freier Sender, bildet in Rostock und Umgebung eine der wichtigsten Kulturbastionen, die sich auch um die Kultur kümmert. Wir haben schon viel Unterstützung von euch erhalten und geben das dann auch gerne zurück, wenn LOHRO Geburtstag feiert.
LOHRO-Redaktion: Einen Wunsch zu unserem 10-jährigen habt ihr uns im Vorfeld schon erfüllt, in dem ihr zugesagt habt bei unserer Party im MAU aufzutreten. Was wünscht ihr uns ansonsten noch zum Geburtstag?
Moritz: Gesundheit, Kreativität und Erfolg. Dass der Sender noch viele Jahre und lange Zeit den großartigen Job machen kann, den er im Moment vollbringt.
LOHRO-Redaktion: Ein Teil der Erlöse aus den Geburtstagspartys wird an das Medinetz Rostock gehen. Das ist eine Organisation, die sich für die notwendige gesundheitliche Versorgung von Menschen ohne deutsche Papiere einsetzt. Wie ist denn eure bzw. deine Meinung zur aktuellen Lage der Flüchtlinge?
Moritz: Ich denke, wir leben in einem Teil der Welt, der in Überfluss lebt und das auch auf Kosten vieler Menschen, die flüchten müssen, aus Gebieten, aus denen wir unsere Vorteile ziehen. Also sehen wir da auch eine gewisse Verantwortung und wir freuen uns dass wir vielleicht ein Stück helfen können in dem wir dann auf dem LOHRO-Geburtstag spielen. Im Prinzip schlagen wir da zwei Fliegen mit einer Klappe, kann man sagen.
Das Kunstkollektiv Zentrum Für Politische Schönheit hatte bereits Ende letzten Jahres Gedenkkreuze für die Mauertoten in Berlin entfernt, um auf die Sterbenden an den EU-Außengrenzen aufmerksam zu machen. Nun haben die AktivistInnen eine Crowdfundingaktion gestartet. Auch mit dieser soll auf das Massensterben an den EU-Außengrenzen aufmerksam gemacht werden. Das Ziel der Aktion ist es, die sterblichen Überreste von Verdursteten und Ertrunkenen nach Berlin zu holen und zu beerdigen. Unter dem Namen „Die Toten Kommen“ trägt das Kollektiv damit die prekäre Situation der Flüchtlinge direkt in unsere gesellschaftliche Mitte. Auf der Website der Gruppierung steht: Wir holen jetzt das Problem nach Deutschland. Dahin, wo die wichtigsten Entscheidungen gegen die Humanität Europas gefällt werden.
LOHRO-Redaktion: Das Release eures Debüts „U Might Try Flying“ liegt etwas mehr als zwei Monate zurück. Seit dem wart ihr auch beim Vorspiel-Contest im Zwischenbau und dem Heimspiel TV-Konzert im MAU. Wie waren die bisherigen Publikumsresonanzen?
Moritz: Wir hatten wirklich ein großartiges Releasekonzert, das richtig Spaß gemacht hat, im Ursprung. Da war der Laden echt voll und wir hatten richtig tolle Resonanzen. Ansonsten hatten wir die tolle Möglichkeit beim Heimspiel TV-Festival zu spielen, was total liebevoll gestaltet war und mit sehr viel Mühe veranstaltet wurde. Also, die Resonanzen waren gut und wir freuen uns auch immer über Feedback. Auch wenn es mal schlecht sein sollte, aber im Prinzip haben wir da eigentlich wenig zuhören bekommen. Eigentlich waren die Leute immer ganz angetan und hatten ihren Spaß bei den Konzerten.
LOHRO-Redaktion: „U Might Try Flying“ ist am 11. April rausgekommen. Wie liefen die Albumarbeiten insgesamt?
Moritz: Drei Jahre haben wir aktiv daran gearbeitet. Es wurde, über drei Jahre, immer wieder was aufgenommen und immer wieder was verworfen und dann wieder was Neues aufgenommen. Also wir haben uns da einem sehr, sehr langen Prozess hingegeben, der dann dazu führte dass wir sagten: nach drei Jahren sind die Songs soweit gut. Dann ging’s ans Mastern, was noch mal ganz viel Arbeit bedeutet hat.
Das ist wirklich eine jahrelange Arbeit gewesen. Also es war auch kein Produkt, das in zwei Monaten, sondern tatsächlich mit viel Liebe zum Detail in drei Jahren entstanden ist.
Gitarrist Lars Erik und Basser Hendrik im Januar 2015. Vertieft in die Arbeiten an „U Might Try Flying“. Foto: u.bird@facebook
LOHRO-Redaktion: Beruf, Studium und Band. All das müssen die Mitglieder von U.Bird unter einen Hut kriegen. Wie funktioniert das bei euch?
Moritz: Auch da kommt uns jahrelange Arbeit zugute. Denn letztendlich haben wir einen Mediziner in unserer Band, Keyboarder Lars. Der hat dementsprechend auch sehr viel um die Ohren. Unser Sänger Andreas ist mittlerweile schon Familienvater und auch studierter Theologe und Gitarrist Lars Erik ist Chemiker. Das sind alles Leute, die sehr viel zu tun haben. Ich auch und auch unser Bassist Hendrik hat sehr viele Projekte laufen. Dementsprechend ist gerade das eine Frage von Zeitorganisation und Management und das kriegen wir sehr gut hin. Da übernehmen die richtigen Leute die federführende Hand und sorgen dafür dass wir uns alle mindestens einmal in der Woche treffen.
LOHRO-Redaktion: „In My Soul“ war bei uns auch schon die #1 der LOHRO-Charts. Der Text handelt von Liebe und dem damit auch verbundenen Schmerz. Dennoch klingt er sehr unbeschwert und locker. Wie gelingt es euch einen melancholischen Text in ein musikalisch tanzbares Gewand zu hüllen?
Moritz: Wie wir das hinbekommen ist glaube ich auch eine schwierige Frage für uns. Aber es ist uns prinzipiell wichtig eine gewisse Tiefe, nicht nur in der Musik haben, sondern auch im Text erzeugen können. Letztendlich ist es uns aber auch wichtig, das so zu gestalten dass man dazu tanzen kann, im weitesten Sinne, aber gleichzeitig auch, wenn man zuhause sitzt, sich darüber Gedanken machen kann. Wenn wir das schaffen, wäre das natürlich toll und letztendlich spielt Musik immer mit Emotionen und ich denke der Text macht das bei uns auch und ergibt dann eine ganz interessante Symbiose.
LOHRO-Redaktion: Also kann eure Musik quasi gleichzeitig mehrere Emotionen und Gefühlszustände bedienen?
Moritz: Ja, also ich denke es gibt Lieder, die handeln von Liebe. Es gibt Lieder, die handeln von ganz anderen Thematiken. Also, wir behandeln da schon ein breites Spektrum. Ich würde aber sagen dass es fast keinen Titel gibt, der in irgendeiner Form belanglos ist, sondern immer irgendwie eine Thematik, eine Problematik anspricht, mit der sich viele Menschen identifizieren könnten.
LOHRO-Redaktion: In dem Videoclip zu „Come With Me“ sieht man den U.Bird wie er auf der Erde landet und von einer Situation in die nächste stolpert und so die Welt entdeckt. Was war denn die Idee hinter dem Song?
Moritz: Das ist ’ne gute Frage. Der Text stammt von unserem Sänger Andreas. Ich glaube der Song bedient ein sehr breites Interpretationsspektrum. Der Text lässt viel offen. Man kann es einerseits theologisch auslegen, man kann es auch gesellschaftskritisch auslegen. Letztendlich geht’s glaube ich um Vorbilder und um Einflüsse. Also, dass man in seinem Leben und auf seinem Lebensweg immer mal wieder auf Situationen stößt, wo man entscheiden muss: geht man die Richtung oder geht man doch lieber die Richtung. Folgt man Demjenigen oder folgt man da doch lieber Demjenigen. Das ist oft entscheidend und prägend für den Menschen, wie er sich entscheidet in solchen Situationen und welche Vorbilder er letztendlich erhebt. Ich glaube dass ist das worum es geht.
LOHRO-Redaktion: Beim Fête De La Musique wart ihr jetzt zum Sommeranfang mit dabei. Was ist denn bei U.Bird noch in Planung für dieses Jahr?
Moritz: Erstmal kommt jetzt der Sommer. Wir haben natürlich noch den großartigen LOHRO-Geburtstag zu feiern, wo wir auch ordentlich was auf die Bühne bringen wollen und danach steht erstmal ein bisschen Urlaub an. Ich denke nach dem Sommer werden wir uns wieder hinsetzen und versuchen auch wieder neue Sachen zu machen.
Seid dabei wenn U.Bird auf unserer Geburtstagsparty am 4. Juli im MAU-Club spielen. Ab 20 Uhr werden sie zusammen mit Krach, DIAS, The Undead Blues und Rabby ’n‘ Bosmus den Schuppen unsicher machen. Also packt die Tanzschuhe aus, denn LOHRO bittet zum kollektiven Abhotten.