1991 war er Mitinitiator der Errichtung der Stiftung Begegnungsstätte für jüdische Geschichte und Kultur in Rostock/Max-Samuel-Haus, deren Stiftungsvorstand er seitdem angehörte.
Mit seinen zahlreichen Vorträgen und Gesprächen in Rostock seit 1987 hat Yaakov Zur wesentlich zur Ausprägung eines umfassenderen Geschichtsverständnisses und zur Verbreitung von Kenntnissen sowohl über den Holocaust als auch über den Staat Israel beigetragen.
Yaakov Zur wurde am 21. April 1924 als Alfred Jacques Zuckermann in Rostock geboren. Seine Familie war Anfang der 20er Jahre aus Polen nach Deutschland eingewandert. Der Vater war Inhaber eines Konfektions- und Schuhgeschäftes und Aktivist der zionistischen Bewegung in Rostock. Vor den Verfolgungen des NS-Regimes floh Alfred Zuckermann als 14jähriger im Frühjahr 1939 gemeinsam mit zwei Brüdern nach Palästina.
Seine Mutter Perle und seine Schwester Ruth deportierte das NS-Regime am 10. Juli 1942 aus Rostock in das Vernichtungslager Auschwitz. Beide wurden dort ermordet.
Als Kibbuznik in Ein Hanatziv im Jordantal, als Lehrer und Schuldirektor und vor allem als bis ins hohe Alter an der religiösen Bar-Ilan-Universität tätiger Dozent für europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts gehörte Yaakov Zur zu den Pionieren des Aufbaus eines jüdischen Staates in Israel.
Seit den 60er Jahren gehörte Yaakov Zur zu den Israelis, die den für sie schweren Dialog mit einer aufgeschlossenen, jungen deutschen Generation führten. Zunächst in der Bundesrepublik und ab 1987 auch in der DDR war er ein begehrter Lehrer und Diskussionspartner. Durch sein engagiertes und offenes Zugehen auf die Menschen in seiner Geburtsstadt, die ihm nicht mehr Heimat war, und durch seine differenzierte Geschichtsvermittlung erwarb er sich hohes Ansehen und große menschliche Wertschätzung.
Bis in sein 88. Lebensjahr nahm Yaakov Zur aktiv am deutsch-jüdischen Dialog teil, vor allem durch seine intensiven Beziehungen nach Rostock und Mecklenburg-Vorpommern. Dem Max-Samuel-Haus war er über zwei Jahrzehnte sehr eng verbunden. Engagiert gestaltete er die Entwicklung der Stiftung mit.
Wir haben einen sehr guten Freund verloren, dessen Andenken wir durch unsere Arbeit bewahren werden. Unsere Anteilnahme gilt seiner Frau Zipora, seinen Kindern Chaja und Yedidiah sowie seinen Enkeln und Urenkeln.
Rostock, am 30. Oktober 2013
PM Frank Schröder/ Max-Samual-Haus Rostock