Eine Reminiszenz an die 90er

Django Django – Complete Me (feat. Self Esteem)

Die britische Band Django Django veröffentlicht den ersten von vier Teilen ihres neuen Albums „Off Planet“. Die Fokussingle daraus „Complete Me“ ist eine Kollaboration mit der Sängerin Self Esteem.

Django Django - Pressefoto von Sequoia Ziff
Foto: Sequoia Ziff

Art Pop, Electro, Indie Rock, Neo-Psychedelica – der Band Django Django werden diverse Genrebezeichnungen zugeschrieben. Auf ihrem fünften Album (Veröffentlichungstermin ist der 16. Juni) werden David MacLean, Vincent Neff, Jimmy Dixon und Tommy Grace die ganze Bandbreite ihres Schaffens abbilden und darüber hinaus wie durch ein Kaleidoskop in die Zukunft blicken. Ein kühner Plan, nach dem die Identität der Band aufgelöst und mit Unterstützung befreundeter und ausgewählter Künstler*innen in vielen musikalischen Schattierungen wiederhergestellt werden soll – von bluesigem Pop und nahöstlichem Cabaret-Goth bis hin zu Afro-Acid und Piano-Rave.
Neben Self Esteem werden Jack Peñate, Stealing Sheep, Toya Delazy und noch einige andere Stimmen zu hören sein. Das 21 Titel umfassende Werk soll nach und nach in vier Parts erscheinen, bevor es in seiner Gesamtheit als Album veröffentlicht wird. Jeder der Teile wird für einen eigenen Planeten stehen. David MacLean beschreibt, was die vier Musiker von Django Django schätzen und für ihr neues Oeuvre zusammenbringen wollten:

So ziemlich alles, was wir lieben, ob alte Psychedelia oder Detroit-Techno, hat dieses futuristische oder Weltraumgefühl, und ich denke, wir können nicht anders, als das in unsere Musik einfließen zu lassen.

Die Single „Complete Me“ entstand in Zusammenarbeit mit der Musikerin Self Esteem. Wie eine Welle aus Beats, Synthies, Orgel und Piano rollt der Song über die Zuhörenden und sehr wahrscheinlich dazu Tanzenden. Erfrischend. Trotz der Elemente aus House und Breakbeats der 90er, überraschend modern. Leicht. Zum Entstehungsprozess von „Complete Me“ berichtet David MacLean:

Das Instrumental entstand irgendwann während des Lockdowns als ich in meinen Gartenschuppen-Studio an neuer Musik arbeitete. Es war ein Dancetrack, bei dem ich nicht so recht wusste, wohin damit. Ich schickte ihn an Rebecca (Self Esteem). Sie liebte den Vibe und hatte gleich diese Gesangsideen, die sich festsetzen. Die Produktion ist von Breakbeat- und Hiphop-Platten der 90er inspiriert, die ich schon immer gern mochte und bei meinen DJ Gigs aufgelegt habe.

Rebecca, von der hier die Rede ist, das ist Rebecca Lucy Taylor. Sie begann ihre Karriere als ein Part in dem Musikduo Slow Club und machte sich dann 2017 unter dem Pseudonym Self Esteem selbständig. Ihre erste Single unter neuem Namen „Your Wife“ kam bei dem Label Kick & Clap heraus, dem Label von David MacLean. Bereits hier trafen sich die Wege von Django Django und Self Esteem.
Im Jahr 2021 machte Self Esteem dann mit ihrem Soloalbum „Prioritise Pleasure“ von sich reden (unter anderem wählten The Sunday Times und The Guardian die LP zum Album des Jahres), das an dieser Stelle zum Nachhören empfohlen sein möchte. Taylor aka Self Esteem erfand sich damit völlig neu. Kompromisslos poppig und, wie ihr neuer Name es ja auch deutlich ausdrückt – sehr selbstbewusst. In einem Interview mit dem Guardian sagt sie:

You think you’re getting this sugary injection of a pop song but it’s going to leave you with something more.

Übersetzt bedeutet das sinngemäß:

Du denkst, du bekommst diese zuckersüße Injektion eines Popsongs, aber er wird dich mit etwas mehr zurücklassen.

Dieses „mehr“ steckt in den Texten von Self Esteem, in die sie ihre Kritik unter anderem an der klassischen Frauenrolle, den Auswirkungen einer patriarchalischen Gesellschaft verpackt. Und so nimmt auch der Text von „Complete Me“ eine zunächst nicht erwartete Wendung und kehrt die vermeintliche Botschaft um:

Complete me
Baby that’s unlikely
I complete me“

Was sich übersetzen lässt:

Vervollständige mich
Baby, das ist unwahrscheinlich
Ich vervollständige mich“

Titel: Complete Me (feat. Self Esteem)
Interpret: Django Django
Album: Off Planet (VÖ: 16.06.2023)
Label: Because Music Ltd.

Die weiteren Titel unserer Heavy Rotation in der KW 8/23

LOHROtation

Den Beitrag zu allen fünf Songs der LOHROtation könnt ihr in der LOHRO-Mediathek nachhören.

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