LOHRO: Ihr habt euch im Jahr 1986 in der DDR gegründet, hattet sogar eine Auftrittserlaubnis und habt bei der Monopol-Plattenfirma AMIGA euer erstes Album Harte Zeiten veröffentlicht. Wie konnte diese Zusammenarbeit zwischen einer Punkband und solch einer Plattenfirma entstehen?
Eugen: Da wir damals massenhaft Publikum für unsere Musik begeistern konnten und tausende Besucher zu Open Airs gekommen sind, kamen wir auf den völlig verrückten Gedanken zu einer Plattenfirma zu gehen und aufzunehmen. Dann sollten wir Texte und Musik einschicken, was wir auch getan haben. Daraufhin meinte die Plattenfirma AMIGA zu uns: “Geht ja überhaupt nicht!“. (lacht)
Sie fragten uns dann, ob wir von den Texten etwas ändern würden, was für uns aber nicht in Frage kam. Somit konnten wir uns eine Zusammenarbeit abschminken und gehen. Womit wir eigentlich schon gerechnet hatten. Ein halbes Jahr später kam AMIGA dann wieder auf uns zu und wollte eine Platte mit uns aufnehmen. Wir meinten dann gleich, dass sich bei uns nichts ändern wird. Als sie dann sagten: “Es könne alles so bleiben!“, kamen wir auf einen gemeinsamen Nenner.
LOHRO: Ich bin bei meinen Vorbereitungen auf ein Interview von dir im tagesspiegel.de gestoßen. Es ging um eine Liebesgeschichte deinerseits zu DDR-Zeiten. Magst du uns davon erzählen?
Eugen: (lacht) Ich hab mal ein Mädel kennengelernt und war verliebt über beide Ohren. Dann ist es auch dazu gekommen, dass wir die Nacht miteinander verbracht haben und wir uns nochmal verabredet hatten. Als ich abends nach der Arbeit nach Hause kam, lag ein Zettel auf dem Bett wo draufstand: ‚Sorry, ich breche den Kontakt dir gegenüber ab, die STASI hat mich über meinen Job erpresst und will das ich in der Szene als U-Boot fungiere. Da ich dir Das nicht antun möchte, breche ich den Kontakt zu dir ab.‘ . Einerseits fand ich es menschlich sehr erschütternd, andererseits großartig von der Frau, dass sie mir Das nicht antun wollte. Eine ziemlich verrückte Sache.
Wir haben meiner Meinung nach musikalisch und textlich nach wie vor was zu sagen.
LOHRO: 30 Jahre Skeptiker in drei Worten?
Eugen: (lacht) Es waren schwere und teilweise auch anstrengende Jahre, aber letztendlich sehr schön. Wenn man als junge Band anfängt, kann man sich überhaupt nicht vorstellen, so lange zu existieren. Wir haben meiner Meinung nach musikalisch und textlich nach wie vor was zu sagen. Wenn wir nicht da wären, könnte doch ein bisschen was fehlen.
Die Skeptiker mit ihrem Musikvideo zum Song „Erwartung“ aus ihrem aktuellen
Album „Aufsteh’n“ (2013).
LOHRO: Euer letztes Album ‚Aufsteh’n‚ ist 2013 erschienen. Steht bei euch schon was Neues in Planung?
Eugen: Wir haben extra für unsere Jubiläumstour eine neue Single gemacht, welche zwei Songs beinhaltet. Die wird es dann nur auf unseren Konzerten zu erwerben geben und ist auf 500 Stück limitiert und durchnummeriert. Somit ist es ein Fan-Spezial. Für mehr Songs hat es leider nicht gereicht.
LOHRO: Ihr werdet auch häufiger als die „Dead Kennedys des Ostens“ bezeichnet. Wie stehst du dazu?
Eugen: Einerseits ist das wie ein Qualitätssticker, aber andererseits habe ich selber früher immer damit gehadert, so benannt zu werden. Man will ja nicht wie ein Klon rumrennen, sondern in seinem Handeln eigenständig sein. Aber das hat natürlich auch damit zu tun, dass wir am Anfang unseres Schaffens auch Dead Kennedys nachgespielt haben. Meine Stimme wurde dann oft mit der von Jello Biafra verglichen. Das sehe ich nicht ganz so, aber es wurde häufig geschrieben. Vielleicht ist ja doch was dran!? Ich persönlich mag die Dead Kennedys sehr und schätze auch Jello Biafra, von daher ist das kein Problem.
Interview vom 9.März 2016
geführt von Steven Schwartz