Die Malediven haben derzeit mit vielen Problemen zu kämpfen und doch sind die Vorhaben groß. Auch wenn das kleine Inselreich den Klimawandel nicht verschuldet hat, arbeitet es mit allem Eifer daraufhin, in 10 Jahren der erste CO2 -neutrale Staat der Erde zu sein.
Trotzdem tickt die Uhr für das Urlaubsparadies. Wenn die Nationen der Erde sich auf der Weltklimakonferenz in Kopenhagen nicht auf verbindliche CO2 Werte einigen können, ist es um die Malediven geschehen. Denn spätestens 2100 wird der Meeresspiegel den Großteil der 26 Atolle überflutet haben. Schon 2050 wird die Erderwärmung eine Grenze überschritten haben, ab der es kein Zurück mehr gibt.
Bereits jetzt wird das Land überdurchschnittlich oft von Tsunamis heimgesucht.
Aus diesem Grund hat der erste demokratisch gewählte Präsident der Malediven, Mohamed Nasheed, am 17. Oktober eine Botschaft an die Welt gerichtet. Zu diesem Zweck tagte sein Kabinett unter Wasser und unterschrieb dort die Erklärung „SOS von der Front“. Unterwasserkabinettssitzungen könnten nämlich bald die Regel sein.
Somit ist Präsident Nasheed zu einer Art Aushängeschild des Klimaschutzes geworden und nutzt seinen neu hinzugewonnenen Einfluss für einen globalen Hilferuf an jene Nationen, die den Klimawandel zu verschulden haben.
Ein Teil eines Notfallplanes sieht vor, einen staatlichen Fond einzurichten, mit dem die Malediven im Ernstfall Land in Australien erwerben können. Dazu braucht Präsident Nasheed die finanzielle Unterstützung der großen Industrienationen, denn trotz Tourismus sind die Malediven arm. Unter diesem Gesichtspunkt erreicht der Klimagipfel schon fast die Qualität eines Opfer-Täter-Gespräches.
Ein Artikel von Marcel M.
Quelle: Spiegel (Ausgabe Nr. 44/26.10.2009)