Al Jawala kommt aus dem Arabischen und bedeutet „das herumfahrende Volk“. Nicht umsonst haben sich die Freiburger diesen Namen ausgesucht, denn es ist ihre gelebte Normalität. Schon mehrere Touren durch China, Kanada und ganz Europa liegen in der Vergangenheit. Auf ihrer „Hypnophonics“-Tour kommen Al Jawala am 09.04.16 ins Peter-Weiß-Haus. Passender Anlass für ein Interview, so hat sich Sophie aus der Musikredaktion mit der Alt-Saxophonistin Steffi Schimmer unterhalten.
LOHRO-Redaktion: Auf der ganzen Welt habt ihr euch treue Fans angelacht und nun tourt ihr in Deutschland. Wie ist es, wieder in der Heimat zu spielen?
Steffi: Eigentlich macht es keinen Unterschied, Fans gibt es überall, auch wenn sie sich größtenteils in Deutschland und in dem Raum Freiburg befinden. Es macht aber sehr großen Spaß unser neues Programm zu spielen. Es hat sich in den letzten Jahren auf musikalischer Ebene vieles geändert. So freuen wir uns alle und sind sehr gespannt, wie sich die Tour in Deutschland entwickelt.
LOHRO-Redaktion: Was hat sich mit dem neuen Album auf der musikalischen Ebene geändert?
Steffi: Es war uns bei dem Album sehr wichtig, ein großes Spektrum zu präsentieren. Die Songs gehen von klassisch, Balkan, Polka, off-Beat bishin zu tiefen balladesken Stücken oder durch Elektro-Swing inspirierten Songs. Im Gegensatz zu den hauptsächlich instrumental gehaltenen Vorgängeralben haben wir uns in „Hypnophonics“ eine ganze Reihe an Gastsängern dazu geholt. Wir haben Flo Mega für einen Song gewinnen können, Rukie singt auf zwei Songs. Wir haben auch Freunde aus Guinea und Israel auf der Scheibe. So ist „Hypnophonics“ besonders sprachlich vielseitig konzipiert. Ich für meinen Teil bin nicht mehr nur am Saxophon, sondern auch singend zu hören.
LOHRO-Redaktion: Durch die vielen Sprachen gibt es dann auch Sprachbarrieren. Und mit den Genre Balkan Beats vereint ihr viele verschiedene Nationalitäten auf einer Tanzfläche. Wovon handeln die Songs in „Hypnophonics“ und wie weit seht ihr euch als politische Band?
Steffi: Die Wortebene ist etwas sehr neues für uns als Band, und doch finden wir uns eher in persönlichen, nicht gleich in politischen Werten wieder. Wir verstehen uns dadurch, und ich denke das tun Musiker sehr häufig, dass wir für viele Konflikte einfach kein Verständnis aufbringen können, weil sie in unseren Augen unnötig, wenn nicht sogar lächerlich sind. Wenn die Menschen nur anfangen würden, sich in dem zu respektieren, was sie sind, und das impliziert auch Kinder, Schwächere, Frauen in einer Sexismusdebatte, es umfasst eigentlich die ganze Schöpfung.
Es gibt zum Beispiel diesen Song „Sattelite“. Der handelt davon, dass die Menschen aufhören sollten, sich in ihrer Einsamkeit abzukapseln und sich der allgemeinen Angstschürerei unterzuordnen. Er sagt „Sattelite, turn on your Love light“, rät den Menschen zu Offenherzigkeit. Dieser Wert spielt irgendwo auch in die politische Richtung. Dann gibt es den Song „Djanto“, der sich auf die Epidemieartige Flucht aus den Afrikansichen Heimatländern. Es ziehen dort tausende junge Menschen mit dem Traum von einem besseren Leben nach Europa ab. „Djanto“ bedeutet so viel wie „Pass auf dich auf“ und besingt die Trauer der jungen Familien, die ihre Söhne und Töchter wegschicken müssen.
Interview vom 05.04.2016.
Zwar steht der Tanzfaktor immernoch ganz oben, doch was Al Jawala in „Hypnophonics“ auf die Beine gestellt haben, geht in eine ganz neue Ebene, die sich am Besten mit dem Begriff „Deepness“ zusammenfassen lässt. Mit Offenherzigkeit im Gepäck geht es mit Al Jawala noch lange weiter und weit über die Tanzflächen Deutschlands hinaus.
Künstler: Al Jawala
Titel: Be Anybody
Album: Hypnophonics