LOHRO trifft Künstlerinnen aus Australien

Interview mit Haiku Hands

Das australische Kollektiv Haiku Hands brachte sein zweites Album „Pleasure Beast“ im Dezember 2023 heraus. Dazu gaben die Künsterlinnen Anfang 2024 ein paar Konzerte in Europa – darunter in Berlin. Claudia und Friedrich aus der Musikredaktion haben die Chance genutzt und nicht nur die Show live erlebt, sondern auch ein Interview mit Beatrice Lewis und Mie Nakazawa von Haiku Hands geführt.

Haiku Hands und LOHRO-Musikredakeur*innen
vlnr: Mie, Claudia, Beatrice, Friedrich

(Audio-Beitrag in der Mediathek)

Claudia: Euer neues Album „Pleasure Beast” wurde erst vor wenigen Wochen veröffentlicht und wir freuen uns sehr, dass ihr die Reise von Australien nach Europa gemacht habt und heute ein Konzert in Berlin gebt. Gibt es ein Credo oder ein Motto oder ein Lebensgefühl, von dem ihr sagen würdet, es liegt eurem neuen Album zugrunde?

Mie: Ja, definitiv. Ich denke, wir sind alle von Natur aus etwas rebellisch und passen uns nicht gerne an. Ich denke, das kommt auch durch die Musik zum Ausdruck, vor allem weil – obwohl wir Popmusik machen – sie doch immer etwas abgedreht oder ein bisschen wunderlich ist. Und ich denke, während wir die Musik machten und unsere Leben lebten, wollten wir alle unser Leben so weit wie möglich genießen. Und deshalb steht „Pleasure Beast“ für: sich an den guten Dingen erfreuen. Ich denke, das ist auf eine Art ein bisschen antikapitalitisch gemeint. Es ist eher so gemeint wie: Wir brauchen nicht unbedingt Dinge und Sachen. Im Sinne von: Genießt die kleinen Dinge, genießt den Moment und in dieser Art, ja, ein bisschen rebellisch und ich glaube, das zeigt sich in unserem Album.

Beatrice: Ja, ich denke, der andere Titel, den wir sonst vorgesehen hätten, wäre: Genieße dein Leben. Das fasst gut zusammen, was wir mit „Pleasure Beast“ sagen wollten: Genieße dein Leben. Es ist ein sehr einfacher Weg um zu sagen: Alles besteht darin, Freude zu sehen und sie zu genießen.

M: Ja, statt: arbeiten, arbeiten, arbeiten,…

Friedrich: Ihr habt Vorabsingles herausgebracht, letztes Jahr im Frühling so um diese Zeit. Wann habt ihr beschlossen, es ist an der Zeit ein neues Album daraus zu machen oder wann habt ihr gesehen, ok, das wird ein Album werden?

B: Nun, ich meine, wir haben unser letztes Album Ende 2020 herausgebracht, also wurde es wirklich Zeit für eine neues. Wir haben seitdem zu diesem Album getourt und haben es rauf und runter gespielt und wir waren einfach bereit für ein neues Werk. Wir hatten alle etwas Auszeit von der Band während des Lockdowns und haben viele verschiedene Dinge getan. Und ja, es fühlte sich einfach an wie: Lasst uns beginnen wieder zusammenzukommen und wieder etwas mehr zu schreiben. Und unser Management gab uns eine feste Deadline, die wir verpasst haben, und dann gab es uns eine zweite Deadline. Es war einfach an der Zeit für etwas frischen Wind für uns alle und für alle in unserem Team.

M: Ja, und wieder neue Songs spielen können. Wir haben das erste Album so lange gespielt, ich denke, wir haben Abwechslung gebraucht. Also ist es schön, die Songs von „Pleasure Beast“ zu spielen.

F: Hinsichtlich Abwechslung, das Album ziert auch großartiges Artwork. Woher kam dieses Artwork und gab es eine Art Thema, das ihr repräsentieren wolltet mit diesem Artwork?

M: Wir hatten eine Künstlerin mit dem Namen Miki Kim. Sie ist eine koreanische Künstlerin. Wir haben ihre Kunst schon seit einer Weile verfolgt und sie hat das Cover gemacht und wir sahen das und dachten: Oh, das ist cool, wir möchten etwas wie das. Wir möchten dieses Bild, es hat Natur- und Körperelemente und es gibt auch lustige Elemente. Es fühlt sich an, als habe es viele verschiedene Elemente, wie unser Album. Ich meine, unser Album ist sehr divers in Sound und Genres, es fühlt sich also an, als passe es zu dem Sound unseres Albums. Die Bedeutung hinter dem Artwork ist der Lebensbaum, was auch für lange Lebensdauer steht.

F: Gab es ein Konzept, als ihr die Trackliste endgültig für das Album zusammengestellt habt?

M: Wir haben diese Zwischenstücke gemacht, ich meine, wir mögen alle die Beastie Boys und wir kommen aus einer Ära, in der Leute diese Zwischenstücke verwendeten und ich erinnerte mich an alle diese kleinen Soundstücke, nun von Alben, die ich gehört habe, bei Cypress Hill und diesen Klassikern. Also wollten wir das auch machen. Wir haben das nicht geplant, aber schließlich endeten wir mit diesen Schnippseln von Liedern, die wir letztendlich nicht benutzten.

C: Euer Song „Cool For You” ist derzeit in unserer Heavy Rotation bei Radio LOHRO.

M+B: Danke schön.

C: Was die Hörer*innen leider im Radio nicht sehen können, ist der begleitende Musikclip, der auf eine Art sehr typisch ist. Ihr tragt sehr ungewöhnliche Kostüme und ich möchte das Video an dieser Stelle den Hörer*innen nochmal empfehlen. Designt ihr diese Kostüme selbst?

B: Im Namen Haiku Hands sind die Hände durch die vielen Menschen repräsentiert mit denen wir zusammenarbeiten und ich denke, mein Lieblingspart darin, mit vielen Menschen zu arbeiten, ist mit Fashiondesigner*innen zu arbeiten und mit Kostümdesigner*innen und der Name der Frau mit der wir arbeiteten ist Erin … ich erinnere mich grade nicht an den Nachnamen von Erin, aber er ist getaggt bei Instagram und sie ist eine der Kostümdesignerinnen und wir hatten eine andere: Pia.

M: Sie beziehen Outfits von verschiedenen Designer*innen. Wir arbeiten gerne mit lokal ansässigen Designer*innen und wir arbeiten auch gerne mit Menschen, die mit recycelten Materialien arbeiten.

B: Ja, das ist wirklich gut. Ich denke, wir nehmen gerne Designer*innen, die so sind wie wir, denke ich.

M: Als wir größer wurden, war es schön, Menschen auszuwählen, die wir mögen und ihren kreativen Vorstellungen zu vertrauen, anstatt zu versuchen, alles zu kontrollieren. Ich denke, dieser Filmclip entstand ein bisschen so in der Art: Wir lieben diese Regisseur*in, wir lieben diese Stylist*in, wir lieben diesen Kameramenschen. Ich fühlte mich in diesem Filmclip ein wenig zurückgenommen und mir wurde gesagt, was ich tun soll, was für eine Weile schön war.

C: Und was ist mit der Choreographie bei euren Shows?

B: Wir arbeiteten mit ein oder zwei Choreograph*innen, aber in Wirklichkeit denkt sich das jede von uns einfach nur aus. Im Verlauf.

M: Ja wir machen das oft einfach auf der Bühne. Es ist so: Eine macht einfach etwas und wir denken, das fühlt sich gut an, wenn wir mögen, was wir sehen.

B: Wir proben nicht viel, weil wir in verschiedenen Städten leben und wir touren so viel, dass wir uns nach dem Touren einfach ausruhen in den verschiedenen Städten. Aber wir proben hin und wieder vor großen Spiegeln und arbeiten dann Sachen aus.

F: Ihr habt bereits Termine in Australien geplant, später in diesem Jahr. Wie blickt ihr in dieses Jahr aus der Haiku Hands Perspektive oder auf was fokussiert ihr euch als nächstes?

M: Ich möchte wirklich ein Dancealbum machen aus dem „Pleasure Beast“-Album. Also ich weiß noch nicht, wie wir das tun werden. Ich möchte gerne solche Pläne schmieden, wie Stems herausgeben und einige jüngere Frauen und nicht-binäre Leute dazu bringen, einen Remix zu machen und einen Wettbewerb veranstalten und das sehe ich so als eine Art Startpunkt dafür, um eine Art Dancealbum daraus zu machen. Das ist eine Idee, die noch nicht in die Praxis umgesetzt wurde, aber unabhängig davon, möchten wir gerne im Sommer zurückkommen und einige Festivals machen, wenn Festivals uns in Europa buchen.

B: Bucht uns!

M: Bucht uns, wir machen eine gute Party.

B: Ja, wir bringen wirklich Spaß! Ich denke wir kommen, hoffentlich und definitiv wieder. Vielleicht. Es wäre schön, im Sommer wieder zu kommen, denn es ist kalt jetzt.

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