Der Londoner Singer-Songwriter Michael Kiwanuka ist der LOHRO-Musikredaktion bereits bekannt. Nach seinem folk-lastigen Debütalbum erschien 2016 Love & Hate, von dem „One More Night“ auch zum Titel der Woche gewählt wurde.
Album. Das dritte Album des britisch-ugandischen Künstlers signalisiert das Ablehnen von Bühnenpersönlichkeiten, die sich Künstler zum einen als befreiende kreative Maske als auch als Schutzschild angelegt haben. Es ist ein Akt der kulturellen Bestätigung und der Selbstakzeptanz: Ein junger britisch-afrikanischer Mann, der über den anhaltenden Kampf für die Gleichberechtigung der Rassen nachdenkt und stolz den ugandischen Namen feiert. Seine lebenslange Verwirrung und Infragestellung der eigenen Identität, aber auch die Hoffnung und die Macht münden in eine neu entdeckten Liebe zur musikalischen Dokumentation seines Lebens.
Aufgenommen wurde Kiwanuka in New York, Los Angeles und London mit Danger Mouse und Inflo, dem gleichen Produktionsteam wie beim Vorgängeralbum. Michael Kiwanuka ist in der Regel selbstbewusst, kühn und scharfsinnig, verbirgt jedoch die fast zweijährige Infragestellung seiner eigenen Fähigkeiten und Identität: Wie machst Du weiter nach einem Album, das alles erreicht hat, was du jemals erreichen wolltest? Wie hältst Du den selbstauferlegten Druck und die Erwartungen anderer aus? Dazu der Künstler selbst (übersetzt aus dem Englischen):
Im kommenden Album geht es eher darum, dass ich mich wohl fühle und frage, was ich sagen möchte. Wie kann ich mutig sein und mich selbst und die Zuhörenden herausfordern? Es geht um Selbstakzeptanz – eher in einer triumphalen als in einer melancholische Art und Weise. Es ist ein Album, das erkundet, was es bedeutet heutzutage ein Mensch zu sein.
Titel. Die Vorabsingle „You Ain‘t the Problem“ setzt genau dort an, wo die psychedelische Mischung aus Rock und Soul seines Vorgängeralbums aufgehört hatte und geht noch ein paar Schritte weiter – bietet sie doch eine herrlich ausgelassene Mischung aus Trommeln und Hörnern, die von wirbelnden Gitarren und mehreren Gesangsschleifen geankert wird. Der soulige Stomper beeindruckt mit einem Rhythmus, der sich perfekt für die Northern Soul-Szene eignet. In diesem geschäftigen Uptempo-Groove hüllt uns Kiwanuka mit seiner warmen, vollen Stimme ein und nimmt uns mit auf eine psychedelische Reise. Sein halb ausgesprochener Gesang findet einen persönlichen Platz in diesem Sound, der die sozialen Themen seiner vorherigen Arbeiten aufnimmt – setzt er sich doch auch mit der Erkenntnis über Missverstandenwerden und Selbstleugnung auseinander. Wenn das Gegenüber nicht das Problem ist, wer dann? Refrain:
Don’t hesitate
Time heals the pain
You ain’t the problem (I know)
Frei übersetzt etwa:
Zögere nicht
Die Zeit heilt den Schmerz
Du bist nicht das Problem (ich weiß)
Titel: You Ain’t The Problem
Künstler: Michael Kiwanuka
Album: Kiwanuka (VÖ 25. Oktober 2019)
Label: Interscope Records
Tourtermine 2019 in Deutschland: 27.11. Köln, 3.12. Berlin, 4.12. Frankfurt
Die weiteren Titel unserer Heavy Rotation in der KW 37/19
- Bombay Bicycle Club – Eat, Sleep, Wake (Nothing But You)
- Egotronic – Kantholz
- Faber – Generation YouPorn
- Oliver Tree & Whethan – Do You Feel Me?
Die LOHROtation, unsere akustische Präsentation aller fünf Titel, zum individuellen Nachhören:
- Am Montag linear ab 16 Uhr in der Sendung Beatbetrieb sowie anschließend auch hier verlinkt.