Zum 4. Mal wird der von der UNESCO ausgerufene Internationale Welt-Radio-Tag gefeiert – im Jahr 2015 steht er unter dem Motto: „Jugend und Radio“. Für den Weltverband der Bürgerradios (AMARC) ist es erneuter Anlass weltweite Kooperation und die Informations- und Meinungsfreiheit voranzubringen.
Das Interview mit Francesco Diasio (AMARC-Generalsekretär), könnt ihr hier hören / lesen.
Übersetztes Interview auf Deutsch - am 1.2.2015 geführt
Falk Schlegel:
Am Telefon ist nun Franceso Diasio, der Generalsekretär von AMARC, Hallo Franceso Diasio – Was ist AMARC?
Francesco Diasio:
AMARC ist der Weltverband der Bürgerradios, also eine weltweite Organisation mit rund 4.000 Mitgliedern rund um den Globus. Bürgerradios ihrerseits sind sehr unterschiedlich. Es ist eine vielfältige Bewegung – von Universitätsradios über lokale Bürgerradios bis hin zu Stationen in ländlichen Regionen. Wir versuchen dieses Konzept zu vereinheitlichen und einen gemeinsamen Kampf zu führen – für den Zugang zu Frequenzen, aber auch für die Meinungsfreiheit. AMARC – das ist die Bewegung, die die Gegensätzlichkeit zwischen einzelnen Radiostationen und internationalen Institutionen auf einer höheren Ebene überwinden will. Das ist AMARC.
Falk Schlegel:
Eine dieser Institutionen mit denen ihr zu tun habt, ist die UNESCO und die bereitet einen Welt-Radio-Tag vor. Was ist der Welt-Radio-Tag aus ihrer Perspektive?
Francesco Diasio:
Der Welt-Radio-Tag ist sehr wichtig, nicht nur für unseren Bürgerradio-Sektor. Radio ist noch das stärkste und nützlichste Kommunikationsmittel. Insbesondere, wenn wir auf die Medienlandschaft aus der Perspektive der afrikanischen, latein-amerikanischen oder asiatischen Länder schauen.
Für uns ist es eine Gelegenheit um uns selbst, aber vor allem die Meinungsfreiheit durch das Medium Radio zu feiern – und zusammen mit der UNESCO – die kulturelle und allgemeine Vielfalt, die wir mit dem Bürgerradio-Bereich repräsentieren. Für AMARC ist es der Anlass kleinere Veranstaltungen in Asien, Latein-Amerika, Afrika oder Europa durchzuführen. Aber das wichtigste dabei ist es teilzuhaben – mit kleinen Geschichten oder Radio-Features, die verdeutlichen, dass wir da sind.
Falk Schlegel:
Das bedeutet, dass AMARC etwas macht und auch die Radiostationen?
Francesco Diasio:
Ja, beide. In Asien wird es einen runden Tisch geben, in Afrika ein Forum, das versucht, die Verbindung von jungen Leuten zu ländlichen Radios zu analysieren. Die scheint nicht mehr so groß, weil Jugendliche mehr auf neue Technologien stehen und sich die Wahrnehmung darüber ändert, wie man kommuniziert. In Europa werden sich einige Bürgerradios in Slowenien treffen, weil ein frühes Mitglied von AMARC, das Studentenradio in Maribor, sein 20stes Jubiläum feiert. Also der Geburtstag von Radio MARŠ am Welt-Radio-Tag. Kleinere Veranstaltungen, wie diese, werden nicht die Medienlandschaft ändern, aber dennoch sind es sehr wichtige Gelegenheiten, um sich weniger isoliert in der Welt zu fühlen. Außerdem glaube ich, das sich Bürgerradios mehr miteinander vernetzen sollten und das ist eine gute Chance, um etwas zusammen zu machen.
Falk Schlegel:
Auch, wenn das nicht gleich die Radio- oder Medienlandschaft ändert, wird es eine Auswirkung auf Jugend und Radio haben. „Jugend und Radio“ ist das Thema des Welt-Radio-Tages. Warum denken sie über dieses Thema nach?
Francesco Diasio:
Für Bürgerradios ist es kompliziert, glaube ich. In einigen Regionen der Welt gibt es eine Generationen-Lücke, die ziemlich groß ist. Insbesondere in Europa realisieren wir, dass die meisten Bürgerradios noch oft von den Leuten gemanaged werden, die sie vor 20 Jahren gründeten. Es gibt also eine Generationen-Lücke. Es besteht der Bedarf mehr Jugendliche in den Radiobereich einzubeziehen. Und ich glaube, dass wir in der Debatte zwischen Sozialen Medien und Bürgermedien weiter kommen sollten. Wir müssen alle Artikulationskanäle nutzen, um mehr Jugendliche für die Bürgerradios zu gewinnen. Darum sollte das Training, die Ausbildung, aber auch Netzwerke und interessante Projekte die Jugendlichen motivieren diese Kooperationsinstrumente in Ländern des Südens zu nutzen. In Ländern in denen die Demokratie oder die Meinungsfreiheit bedroht ist. Ich glaube, dass wir da in Europa viel Erfahrung haben. Es ist Zeit sie mit den Kollegen in der ganzen Welt zu teilen.
Falk Schlegel:
Der Einfluss der Jugend könnte also sehr weit reichen,
Francesco Diasio:
Der Einfluss der Jugend könnte sehr weit reichen, aber auf der anderen Seite müssen wir daran arbeiten. Das heißt, wir brauchen mehr Projekte, die die Jugend einbezieht. Eines der Themen, die wir auf der Generalversammlung von AMARC im August dieses Jahres in Accra angehen werden, ist die Etablierung eines internationalen Jugend-Netzwerkes, um mehr junge Leute einzubeziehen und eine dynamischere Bewegung zu haben, die auf die aktuellen Herausforderungen antwortet. Wir brauchen mehr Beteiligung.
Falk Schlegel:
Aber auf der anderen Seite würde es doch auch interessant sein die Zahl der Älteren zu erhöhen. Was denken sie darüber?
Francesco Diasio:
Ich denke, dass Bürgerradios nur der Spiegel der Gesellschaft sind. Natürlich müssen wir Jugendliche und ältere Menschen einbinden. Wir müssen alle Bürger einbeziehen. Das ist keine Frage des Alters. Das ich eben über die Generationen-Lücke sprach, kommt daher, dass in vielen Radios die Einbindung der jüngeren Generation doch ziemlich eingeschränkt ist. Ich glaube, wir sollten das verbessern. Besonders in Ländern, in denen die Bürgerradios vor 30 oder 40 Jahren gegründet wurden. Natürlich brauchen wir auch mehr Ältere. Ich meine, wir müssen alle Bürger einbinden um bei und mit ihnen eine Bedeutung zu haben. Das ist auch Teil der sozialen Nachhaltigkeit durch Bürgerradios. Bürgerradios existieren, weil sie die Mikrofone anderer Organisationen – von Nicht-Regierungsorganisationen, Streitfreudigen und Aktivisten sind. Wir müssen das reflektieren und es sollte auch möglich sein sich mit den Änderungen der Gesellschaft zu ändern.
Falk Schlegel:
Ok, vielen Dank, Francesco Diasio, Generalsekretär des Weltverbandes der Bürgerradios.
Francesco Diasio:
Danke, es war mir eine Freude.
Original interview in English - held on 1st february 2015
Falk Schlegel:
There on the telephone line is Francesco Diasio, the general secretary of AMARC – Hello, Francesco Diasio – What is AMARC?
Francesco Diasio:
AMARC is the World Association of Community Radio Broadcasters, so it is a worldwide organisation, gathering more or less 4.000 members all around the world. Members are Community radio stations, but Community radio stations themselves are very diverse. It’s a very diverse movement going from Campus radio stations to local Citizen radio stations to rural radio stations. Of course, what we try to do is to unify this concept and to try to have a common struggle for access to the waves, access to frequencies but also for the freedom of expression. AMARC – it’s really the movement which try to fill this dichotomy between radio stations on the ground and international institutions on the other level. And that’s what AMARC is.
Falk Schlegel:
OK. And one institution you are dealing with is UNESCO and UNESCO is preparing for a World Radio Day. What is World Radio Day on your perspective?
Francesco Diasio:
Well, you know, World Radio Day for us – it’s important, not just for our Community radio sector. Radio is still the most powerful and useful communication tool. And especially if we look to the communication landscape from the perspective of african, latin-american and asian countries. So, for us, it is a very important opportunity. Not just to celebrate ourselves but to celebrate the freedom of expression through radio – and with UNESCO – the cultural diversity and the overall diversity that we represent within the Community radio sector. So, for AMARC it would be the occasion to do small events in Asia, in Latin-America, in Africa as well as in Europe but the most important thing is to participate with our small piece of story, with our small Edu-Features, just in order to give a testimony of our presence.
Falk Schlegel:
This means that AMARC is doing something and also the radio stations are doing something?
Francesco Diasio:
Well, both, in Asia a roundtable will take place, in Africa there is an electronic forum trying to analyze the relationship between youngsters and the rural radio stations which seems quite far, because, of cause youngsters are much more related to new technologies and to another perception on how to communicate. In Europe some radio stations are gathering in Slovenia because one historical member of AMARC, Radio MARŠ, in Maribor will celebrate the twenties aniversary. So it will be the occasion to gather some radio stations over there and celebrate with Radio MARŠ the birthday of the radio but also the World Radio Day. Small events like this will not change the communication landscape, nevertheless I believe that these occasions are very important just in order to feel less isolated around the world and I believe that Community radio stations themselves also need to communicate more and this is a wonderful occasion to do something together.
Falk Schlegel:
Also if this maybe not change the whole radio or media landscape it will have an impact on youth and radio. And „Youth and Radio“ is the topic of the World Radio Day. Why you think about this topic: „Youth and radio“?
Francesco Diasio:
For Community radio stations it’s quite complicated, I believe. In some regions of the world there is a generational gap which is very strong and especially in Europe, when we realize that most of Community radio stations are often managed by the people who set up themselves 20 years ago. So there is a generational gap. There is the need to involve more youngsters in the radio field. And I believe that these debate between social media and community media should go beyond the very simple approach. We have to be able to articulate all the tools and we have to be able to involve more youngsters into the Community radio field. This is why training, education but also networking and interesting projects going beyond the simple approximately level should encourage youngsters to use this tool as a cooperation tool for southern countries, in countries where the democracy is at risk, for countries where freedom of expression is at risk. And I believe that in Europe we have a huge experience and it is time also to share it with other colleagues all around the world.
Falk Schlegel:
So, the impact of the youth could be very wide, and the …
Francesco Diasio:
The impact could be very very wide but on the other hand we have to work on it. I mean this is the reason why we also need more projects involving youth. One of the topics that we are going to approach during the General Assembly of AMARC in Accra in 2015, in August this year, will exactly be this step of a youth international network in order to involve more young people and try also to have a more dynamic movement responding to the current challenges. So, yes, we need more involvement, I believe.
Falk Schlegel:
But on the other hand, maybe in Europe, it would be also interesting to increase the number of older people. What you think about that?
Francesco Diasio:
I believe that Community radios are just, you know, the mirror of the society. So, of course, we need to involve youngsters, we need to involve old people, we need to involve the citizenship themselves. It is not a question of age. When I was talking before about the generational gap, it is because I believe that in many, many radio stations the involvement of the younger generation is still quite limited. So I believe that we should reinforce this. Especially in some countries where the Community radios were born 30 or 40 years ago. Of cause, I mean we need to involve more elder people but that’s what I believe. I mean we have to involve the citizenship in order to have an impact with them. And this is also part of the social sustainability of Community radio stations. Community radio stations exist because they are the microphone of other organistaions, NGO’s, militants, activists. We have to reflect all this and we have to be able to change with the changes of the society.
Falk Schlegel:
Ok, thank you very much, Franceso Diasio, the General Secretary of the World Association of Community Radios worldwide.
Francesco Diasio:
Thank you very much, my pleasure.
LOHRO beteiligt sich mit einem Thementag und Sondersendungen daran:
um 06:00 Uhr – Weckruf – Themenspecial zum World Radio Day
um 10:00 Uhr – Rostock Republic – Sondersendung zum Crowdfunding für Kunst- und Kulturprojekte in Rostock
um 11:00 Uhr – Mitmachradio LOHRO – Sondersendung unter dem Motto des Tages: „Youth and Radio“
um 12:00 Uhr – Migrationsgeschichte(n) unserer Stadt – Sondersendung eines Radioprojektes mit Jugendlichen von Dien Hong – Gemeinsam unter einem Dach e. V.
um 13:00 Uhr – Beatbetrieb – Special zum World Radio Day (u. a. Interview mit dem Hamburger Elektropop-Duo „Hundreds“)
um 15:00 Uhr – Homerun – Themenspecial zum World Radio Day
also: LOHRO einschalten und 😉 KEEP ON ROCKIN‘ IN THE FREE WORLD