In den frühen Neunzigern kannte man ihn noch aus der Band „Akim“, aus der sich später die „Lousy Lovers“ entwickelten. Eine Formation, welche noch so einigen aus der damaligen Zeit ein Begriff sind. Er wohnt mittlerweile in Rostock und hat im September 2014 mit seiner Band „Seefeldt“ ihr Debüt „Königin“ veröffentlicht.
Hallo Jockel, du spielst in verschiedenen Bands und Ensembles. Wo bist du zur Zeit musikalisch aktiv?
Erst einmal spiele ich Gitarre, sowohl Akustik- als auch E-Gitarre. Bass spielen hab ich auch mal für ein Projekt gelernt, aber trotzdem würde ich mich nie als Bassisten sehen. Und ich schreib ziemlich lange schon meine eigene Musik. Damals in den 90ern mit den „Lousy Lovers“ auf Englisch, aber jetzt schon seit 10 Jahren mit ausschließlich deutschen Texten. Es ist schwierig da ein Label rauf zu kleben. Wenn ich das Zeug schreibe mit Akustik Gitarre, klingt das natürlich gleich nach Liedermacher und ein bisschen nach „Lagerfeuer“.
Aber wenn das Ganze mit einer Rock-Band hinterlegt ist, hört sich das ganz anders an. Da kommt dann zum Beispiel wie auf meiner Platte auch mal Chanson raus. Das ist schon ziemlich breit gefächert. Über Rock und Pop und Country ist vieles dabei.
Mein Hauptaugenmerk liegt momentan auf meiner deutschsprachigen Band „Seefeldt“ hier in Rostock. Ich hab mich im Zuge der Umorientierung damals von englischen auf deutsche Texte jetzt endlich mal getraut meinen eigenen Namen aufs Album-Cover zu drucken. Ich bin aber auch nach wie vor sehr viel Solo unterwegs und spiel auf allen möglichen Veranstaltungen, privat öffentlich, alles durcheinander. Das Cover-Programm mache auch als Duo oder Trio mit Tom Miller am Bass und Christoph Keck am Schlagzeug. Mit der Seefeldt-Band sind wir mittlerweile 5 Leute mit Axel Schulz an der Hammond-Orgel, seit kurzem. Das ist schon eine relativ große Besetzung im Hinblick auf die Tatsache, dass sich selbst geschriebene deutschsprachige Musik hier immer noch nicht so ganz so leicht verkaufen lässt. Da hat man es viel leichter, wenn man sagt, man ist eine Cover- oder Top-40-Band. Da kann man Ruck-Zuck auf irgendwelchen größeren Veranstaltungen spielen vor ein paar hundert Mann. Aber eigene deutsche Sachen an den Mann zu bringen, ist schwieriger.
Du hast am 14. September dein neues Album Seefeldt veröffentlicht. Hast du davor schon CDs gemacht?
Ich hab eine Solo Scheibe gemacht. Das war glaube ich 1997. Mit den Lousy Lovers haben wir auch einen Longplayer aufgenommen, der „I Met A Man!“ hieß und eine Single. Naja und dann hab ich noch auf verschiedenen CDs mitgemacht. Entweder mitgeschrieben oder nur gesungen oder auf Samplern. Zum Beispiel „Rauch auf dem Wasser“ ist so ein Projekt von Andreas Buhse, der den Plattenladen „Coaast“ in Warnemünde hat. Der macht jedes Jahr eine CD, zu der er sich englischsprachige bekannte Songs nimmt und dann Leute anspricht, die deutsche Texte darauf schreiben. Da war ich letztes Jahr mit 2 Songs dabei.
Aber „Königin“ ist quasi deine erste Solo-CD?
Nein, das ist keine Solo-CD. Ich hab mal eine gemacht, die hieß „Wasted In The Afternoon“. Da war ich gerade nach Güstrow in ein Studio zu einem Kumpel gezogen und der hat gesagt „Ich hab hier gerade eine neues Mikro gekauft und ein bisschen Technik. Die will ich sowieso testen. Und wenn ich schon einen hier hab, der spielen kann, machen wir das einfach.“ Ich hatte noch ein paar Aufnahmen aus Greifswald, die für eine CD geplant waren; und zwar von einem sehr guten alten Freund Toni Dehn, der leider auch mittlerweile verstorben ist. Aber Seefeldt ist eine feste Band, keine Solo-Geschichte. Insofern ist das ein Band-Album.
Wie kommst du zu den Ideen für deine Songs?
Das ist ziemlich unterschiedlich. Ich kann es leider noch nicht, – ich will es lernen – dass ich mich um Acht Uhr hinsetze und an einem Song arbeite. Ich weiß, dass viele Freunde von mir sagen, sie müssen raus. Wir haben ja alle diese Zwänge: Kinder, Familie, Job, … Ich kann ja auch nach wie vor auch nicht hauptberuflich Musik machen. Ich hab‘s 20 Jahre lang versucht, aber seit ich in Rostock bin, hab auch ich ein zweites Standbein. Aber naja: Du musst raus! Du musst ein- zwei Wochen völlig woanders hin, wo dir keiner auf die Nerven geht und du nicht um 3 das Kind abholen musst und um 4 Einkaufen. Hätte ich auch gern. Ich versuche gerade das zu schaffen. In 2 Wochen will ich mit Christoph Keck (Seefeldt-Schlagzeuger), der mein Kreativ-Partner ist in der Band, nach Bodstedt für ein langes Wochenende fahren und bei Freunden in einem Tonstudio Songmaterial sammeln. Das ist für mich auch komplett neu! Bevor ich Christoph kennengelernt habe, schrieb ich meine Songs immer alleine. Jetzt ist es aber so, dass auch Christoph manchmal Ideen bringt, die wir dann zusammen weiter arbeiten. Bis jetzt war es bei mir immer so, dass ich irgendeine intensive Inspiration haben muss. Irgendein Gedanke oder ein Gefühl, dass mich richtig berührt. Das kann 5 Minuten, drei Tage aber doch auch mal drei Jahre dauern. Je nachdem wie stark diese Inspiration ist. Wenn es aber so intensiv ist, geht es relativ schnell. Zumindest inhaltlich.
Worum geht’s denn inhaltlich in dem Album?
Es geht um Beziehungen, die vorbei gehen. Um neue Beziehungen. Über die Probleme, die man hat jemanden los zu lassen und übers Leben. Aber der Titel „Königin“ zeigt schon ziemlich deutlich, dass es ein „Liebes-Album“ ist.
Sind die Aufnahmen vom Album in Rostock entstanden?
Wir hatten das große Glück, dass unser Gitarrist, Andreas Gomoll, mit seinem Freund Martin Pollock zusammen, sich selbst ein Studio geschaffen hat. Sie haben sich in Langenort hinter Gehlsdorf eine Doppelgarage umgebaut und dadurch hatten wir die Möglichkeit selbst aufzunehmen. Das hat manchmal seine Tücken, weil man dann eher nicht die Hacken zusammen knallt und sagt „So jetzt nehmen wir auf“, wenn man weiß, man kann auch nächste Woche weiter machen. Da lässt man sich dann schon eher Zeit und wir haben sehr lange dran rumgebastelt. Gemixt haben wir das zum Beispiel bei Christian Kuzio in Rostock.
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Stehen demnächst denn irgendwelche Gigs an oder gibt es sonst Pläne für die Zukunft?
Für Seefeldt stehen schon einige Termine fest. Zum Beispiel in Röbel und Warnemünde, aber auch in Berlin und Dresden und im Sommer beim „ClassicOpen“ in Leipzig. Genaues kann man auf der Website nachlesen. Ansonsten will ich, wie schon gesagt, mit Christoph demnächst ein Songwriting-Wochenende machen, aus dem dann auch eine neue CD entstehen soll. Es ist viel Material da. Vieles von dem, was wir mit Seefeldt live spielen, ist gar nicht auf „Königin“ drauf.
Wir wollen auch vieles neu schreiben. Bei dem aktuellen Album haben zwei der Musiker das fertige Material bekommen und dann dazu gespielt. Die wollen wir jetzt gerne beim Songwriting involvieren. Ich hab mich auch immer wieder mit Peter Schmidt getroffen, dem Gitarristen von „East Blues Experience“. Ein unglaublicher wahnsinniger Gitarren-Held! Übrigens der erste Musiker, den ich auf der Bühne gesehen habe und dachte, die Gitarre ist kein Instrument, sondern das ist irgendwie ein Körperteil von ihm. Der muss nicht nachdenken, sondern das fließt alles so aus ihm raus. Gigantisch! Wir sind uns mehrmals übern Weg gelaufen und er hat auch gesagt, dass er gerne was mit mir machen würde. Das ist eine Sache auf die ich mich echt freue!
Außerdem hat Dirk Zöllner von der Band „Die Zöllner“ gefragt, der in Berlin eine Veranstaltungsreihe namens Café Größenwahn veranstaltet, ob ich auch einmal mitspielen würde. Er plant nämlich Café Größenwahn einmal in Rostock zu machen. Eine andere Sache auf die ich auch große Lust habe und was mit schon länger vorschwebt, ist ein Solo-Album. Zu diesem Anlass war ich in London letztes Jahr und hab dort drei Titel mit einem Produzenten aufgenommen. Naja, da gibt es so ein paar Sachen, die noch nicht so ganz zu Ende gekocht sind, was aber unter Umständen auch sehr schnell mal konkret werden könnte. Aber eigentlich ist mein Wunsch mehr mit „Seefeldt“ zu spielen.
Hallo LOHRO-Team,
Schönes Interview! Doch leider vermisse ich, dass mal der eine oder andere Titel vom Album „Königin“ bei Euch gespielt wird! Auf dem Album sind doch wirklich sehr gute Songs zu finden. Als sehr regionaler Radiosender sollte es Euch doch eigentlich ein Anliegen sein, gerade Musikern aus der näheren Umgebung eine Möglichkeit zu bieten, dass ihre Songs im besten Regionalsender laufen oder?
Viele Grüße, Frank